Hebammen aus Niedersachsen
Hebammenverband Niedersachsen e.V.

Babyschlaf

Das Schlafverhalten von Babys ist oftmals ein großes Thema unter jungen Eltern. Auch viele Mythen, zum Beispiel um das „Verwöhnen“ des Babys oder dass das Kind durchschlafen müsste, ranken sich darum. Hilke Schauland (1.Vorsitzende) und Astrid Kruid (Beauftragte für Stillen und Ernährung) stellen hier die Schlafphasen, Co-Sleeping, Schlafhormone und Präventionsmaßnahmen für den plötzlichen Kindstod vor.

Wie funktioniert Babyschlaf?

Schlafen ist wichtig für Ihr Baby, damit es sich gut entwickeln kann. Da Teile seines Gehirns, die den Tag-Nacht-Schlafzyklus steuern, noch nicht ausgereift sind, schläft es zu Beginn nach seinem Bedürfnis am Tag und in der Nacht ca. 14 bis 17 Stunden in 24 Stunden. Dabei können die Schlafmuster sehr unterschiedlich sein. Oft schlafen Neugeborene in kurzen Intervallen von 2 bis 3 Stunden.

Der Babyschlaf unterscheidet sich in verschiedene Phasen, die sich abwechseln. Babys beginnen mit der Traumschlafphase. Hier verarbeiten sie die Eindrücke des Tages. Dabei bewegen sie sich und geben Geräusche von sich. In der folgenden Tiefschlafphase schlafen Neugeborene ruhig, ihre Atmung ist regelmäßig und sie wachen nicht so leicht auf. Danach schließt sich eine oberflächliche Phase des Schlafes an, bei der das Baby kurz erwacht, bevor es wieder mit einer Traumphase beginnt. Ein Schlafzyklus dauert bei Babys ca. eine Stunde. Es kann demnach sein, dass Ihr Baby in der Anfangszeit jede Stunde aufwacht. Da auch das parasympathische Nervensystem („Beruhigungssystem“) noch nicht vollständig ausgereift ist, kommt es vor, dass Sie Ihr Baby dann beruhigen müssen, damit es wieder in die nächste Schlafphase findet. Mit etwa vier bis sechs Wochen wird das Schlafverhalten allmählich regelmäßiger und das Baby beginnt, sich langsam auf einen Tag-Nacht-Rhythmus einzustellen. Das geschieht nach dem Können des Babys. Wenn Sie versuchen, Ihr Baby künstlich wachzuhalten, dann schläft es nicht zwingend nachts besser, sondern es führt eher zur Übermüdung Ihres Babys, wodurch es nicht zur Ruhe findet und in den Schlaf kommt. Später ist es auch hilfreich, Rituale zu schaffen, damit das Kind vor dem Schlafengehen zur Ruhe kommen kann.

Der Anfang

Die erste Zeit nach der Geburt müssen Sie und Ihr Baby sich erst kennenlernen. Während Sie lernen, die Bedürfnisse Ihres Kindes richtig zu deuten, muss Ihr Baby seinen Rhythmus zwischen Hunger und Sättigung, Schlafen und Wachsein erst noch entwickeln. Dazu benötigt es Nähe und Geborgenheit sowie die Erfahrung, dass seine Bedürfnisse nach Schlaf, Nahrung und Unterhaltung zuverlässig erfüllt werden. In dieser Phase ist es entgegen dem landläufigen Glauben NICHT möglich, das Baby durch zu viel Aufmerksamkeit zu „verwöhnen“ und ihm somit schlechte Gewohnheiten anzueignen.

Schlafplatz

Wo Ihr Baby schläft, ist Ihre persönliche Entscheidung. Betrachten Sie die Bedürfnisse aller Beteiligten und die Schlafsituation. Entscheidend ist, was für Sie als Familie stimmig ist und den meisten Schlaf bringt. Für eine sichere Schlafumgebung ist eine rauchfreie Umgebung generell wichtig. Eltern dürfen nicht alkoholisiert sein oder Drogen zu sich nehmen. Beim „Co-Sleeping“ schläft die Familie in einem Bett oder teilt sich das Schlafzimmer, indem das Babybett beigestellt wird. Unter dem Begriff „Bed Sharing“ versteht man, dass Eltern und Kind sich einen gemeinsamen Schlafplatz teilen. Wichtig dabei ist, dass Sie kein Wasserbett oder andere weiche Unterlagen haben. Die Raumtemperatur soll bei etwa 18°C liegen. Ihr Baby benötigt kein Kissen oder Decke. Es soll einen passenden Schlafsack tragen, damit es sich nicht freistrampelt oder hineinrutschen kann. Auch sollen keine Nestchen und Schaffelle in der Umgebung sein. Zur Vermeidung der Überwärmung entfallen auch Heizkissen und Wärmflasche. Die Körpertemperatur Ihres Kindes können Sie überprüfen, indem Sie zwischen den Schulterblättern Ihres Kindes fühlen. Fühlt es sich zu warm an, ziehen Sie es etwas leichter an. Auch wenn es ihm zu warm wäre, würde es weiterschlafen. Hände und Füße sind mitunter in den ersten sechs Wochen kreislaufbedingt oft kalt, ohne dass das Baby es so empfindet. Sollte ihm zu kalt sein, wird es sich melden. Legen Sie Ihr Baby in Rückenlage zum Schlafen. Diese Empfehlungen gelten als Prävention vor dem plötzlichen Kindstod.

Interessante Punkte zum Thema Schlafen und Stillen

Zunächst einmal eine Tatsache: Gestillte Babys schlafen nicht schlechter als Kinder, die nicht gestillt werden. Die Erwartungen, die wir in der westlichen Welt in Bezug auf das Schlafen von Säuglingen haben, entsprechen oftmals jedoch nicht den Fähigkeiten, die Babys von Natur aus mitbringen. Dies kann zu Missverständnissen zwischen Eltern und Baby führen. Aber beiden hilft doch einiges, um gut durch die erste Zeit des Zusammenlebens zu kommen. Da nachts z. B. ein höherer Spiegel des Hormons Melatonin in der Muttermilch ist, schlafen Säuglinge nach dem Stillen gut wieder ein. Der Stillenden helfen auch Hormone: Die Stillhormone Oxytocin und Prolaktin machen es auch ihr leichter, wieder einzuschlafen und sie kommt sogar schneller in den besonders erholsamen Tiefschlaf. Tagsüber hilft Prolaktin zu etwas mehr Gelassenheit und fördert das sich kümmernde Verhalten. Oxytocin ist hinlänglich als Bindungs- und Liebeshormon bekannt. Für das rasche Wieder-einschlafen-können, ist es für Eltern und Kind natürlich auch hilfreich, möglichst wenig Licht zu machen und auch nur zu wickeln, wenn es wirklich nötig ist. Vielleicht ist es auch erleichternd zu wissen, dass die meisten Babys, unabhängig von ihrer Ernährungsform, in den ersten sechs Lebensmonaten eher nicht durchschlafen. Natürlich schlafen Mütter oft auch während des nächtlichen Stillens wieder ein. Wenn Sie eine sichere Schlafumgebung für Ihr Baby gestaltet haben, ist das völlig in Ordnung. Es ist sogar so, dass stillende Mütter, die regelmäßig sehr dicht bei ihren Kindern schlafen mehr schlafen als Mütter, die das nicht tun. „Bed Sharing“ ist besonders sicher, wenn Eltern und Kind regelmäßig gemeinsam in einem Bett schlafen und nicht nur ausnahmsweise. In den meisten Kulturen der Welt ist das ohnehin die übliche Form, Babys durch die Nacht zu begleiten.

Und Ihr Schlaf?

Manchen Eltern fällt es nicht so schwer, nachts oft aufzustehen. Für andere ist das nächtliche Aufstehen sehr schlimm. Vorteil beim „Bed Sharing“ ist, dass die Eltern nicht nachts aufstehen bzw. das Zimmer verlassen müssen. Sollten Sie Schwierigkeiten mit dem Schlafmangel haben, dann zögern Sie bitte nicht, sich Hilfe zu holen. Sie könnten zunächst Ihre Familie oder Freund:innen um Unterstützung bitten, damit Sie Ihren Schlaf zu anderen Zeiten nachholen können.